Montag, 21. Juni 2010

Paradefahrt nach Annapolis

Das RAAM ist vorbei: Nach Elf Tagen, einer Stunde und 37 Minuten bin ich am Sonntagmittag in Annapolis angekommen. Fazit: Mein zweites Race Across America war schwerer als das Erste. Zum einen, weil die Wetterbedingungen schwerer waren und ich 20 bis 30 Prozent mehr Leistung bringen musste als vor zwei Jahren. Zum anderen, weil ich die ganze Zeit über genau wusste, was noch alles auf mich zukommt. In der Geschichte des Rennens kam es bisher ganz oft vor, dass Fahrer beim zweiten Versuch scheitern. So ein 'Did Not Finish' war meine größte Sorge – deshalb habe ich in den letzten Tagen des Rennens ein bisschen Gas heraus genommen und die Tagesstrecken verkürzt. Ich wollte keinen Raubbau an meinem Körper betreiben, sondern entspannt ins Ziel rollen. Anstrengend war es trotzdem: Die letzte Nacht vor der Ankunft haben wir nicht im Hotel verbracht, sondern auf einem Parkplatz in den östlichen Ausläufern der Appalachen. Danach lief es richtig gut, am Ende hatte ich dann zum ersten Mal richtig Rückenwind, als wollte mir die Natur damit zeigen, dass sie auch anders hätte können. Meine Strategie ging übrigens voll auf: Mit dem Spanier Julian Sanz hatte ich mir tagelang ein heißes Rennen geliefert: Ich überholte ihn tagsüber, er fuhr nachts wieder an mir vorbei. Am Ende musste er sich dann doch mehrere Stunden schlafen legen, weil er einfach zu erschöpft war – mir reichte eine kurze Schlafpause. Schneller als erwartet bin ich dann schließlich bei der letzten Time Station vor Annapolis angekommen. Dort war der offizielle Teil des Rennens zu Ende, die restlichen Meilen waren nur noch eine lockere Paradefahrt ans Pier von Annapolis – bei der wurde ich von meiner Tochter Nadja auf dem Rennrad begleitet. Das war für uns beide das Highlight des Tages. Vielleicht bin ich nur deshalb 4800 km geradelt.

Sonntag, 20. Juni 2010

Geschafft: 11 Tage, 1 Stunde, 37 Minuten.
















Geschafft. Mein Team und ich sind müde und hungrig...morgen mehr!

Ostküste, wir kommen...

Samstag, 19. Juni 2010

Endspurt: Die Appalachen...

Freitag, 18. Juni 2010

Fotos: Oh, Ohio


Donnerstag, 17. Juni 2010

Schwertransport und Hundealarm

Heute standen wir in Illinois fast zwei Stunden im Stau - wegen eines Schwertransportes. Nichts ging mehr. Trotzdem haben wir unser Ziel in Greensburg, Indiana noch rechtzeitig erreicht. Nach acht Tagen Race Across America sind die Aussichten gut: Die regenerative Strategie - viel Schlaf einerseits, ein hohes Tempo auf dem Rad andererseits - geht wieder einmal voll auf. Trotzdem ist mittlerweile klar, dass mein Team und ich die Zeit von 2008 nicht toppen können. Die Wetterverhältnisse sind deutlich schlechter als damals. Der erhoffte Rückenwind blieb aus, an einigen Tagen regnete es sogar - vor zwei Jahren hatte ich eindeutig mehr Glück. Ich bin nicht der einzige, der Probleme hat: Mark Pattison, damals auf Platz Zwei, hat mittlerweile sogar schon aufgegeben. Die Stimmung ist trotzdem gut: Mit einer optimierten Taktik, einer ausgereiften Strategie und hervorragendem Material bin ich zuversichtlich, dass ich mein gutes Ergebnis von 2008 zumindest bestätigen kann - und nach wie vor viel Spaß an der Sache haben werde. Vorausgesetzt, es läuft mir kein Hund vors Rad - das wäre mir heute Nachmittag in Indiana nämlich fast passiert.

Mittwoch, 16. Juni 2010

Foto: Mississippi

Fotos: Missouri


Dienstag, 15. Juni 2010

Mit Rückenwind nach Osten

Der siebte Tag ist vorbei, 2956 Kilometer sind geschafft - heute, kurz nach 22 Uhr, habe ich Camdenton in Missouri erreicht, die 32. Time-Station. Heute lief es richtig gut: Das Wetter war richtig toll, ich hatte Rückenwind, und der Osten von Kansas, wo ich heute morgen losgefahren bin, ist nicht annähernd so langweilig wie der Westen. Sanfte Hügel, Wiesen, Wälder, es sieht ein bisschen aus wie der Schwarzwald. Auch schön: Mir geht es immer besser. Langsam habe ich mich an die Belastung gewöhnt, und es setzen Trainingseffekte ein - wie bei meiner ersten RAAM-Teilnahme im Jahr 2008, als es von Tag zu Tag immer besser lief. Trotzdem ist das Rennen  hart. Das kann man sich als Außenstehender gar nicht vorstellen: Du fährst mehrere Tage am Stück Hunderte von Kilometern, und dann setzt du dich am nächsten Morgen wieder aufs Rad und machst dort weiter, wo du vor einigen Stunden aufgehört hast. Eines ist sicher: Heute Abend werde ich definitiv schlafen wie ein Stein.

Montag, 14. Juni 2010

Fotos: Von Colorado nach Kansas



























































































Noch mehr Fotos

Ach ja: Ein paar Fotos von meinem Team und mir gibt es auch auf der offiziellen Homepage des Race Across America. Dort finden sich auch die offiziellen Zwischenergebnisse.

Kansas, Kansas, Kansas

Ich mag Berge. Kansas ist das Gegenteil davon: Der Staat ist einfach nur flach - und zwar über Hunderte von Kilometern. So etwas mag ich gar nicht, der Wolf Creek Pass vor drei Tagen war mir lieber. Interessant ist die Gegend auch nicht: Ackerland, Ackerland, Ackerland, dazwischen ein Dorf oder ein Getreidesilo, dann wieder Ackerland. Windig ist es auch noch. Kansas ist wie Radeln auf dem Hometrainer mit dem falschen Fernsehprogramm. Nach ein paar Minuten hat man eigentlich alles gesehen. Schlimm ist auch, dass es für den Bundesstaat eigentlich keine richtige Position auf dem Sattel gibt: Wenn man aufrecht sitzt, bläst einem der Wind ins Gesicht, und in der Aero-Position riskiert man Verspannungen im Nacken.

Sonntag, 13. Juni 2010

Fotos: Aus den Bergen in die Ebene




























































































Samstag, 12. Juni 2010

Höhenmeter & Gegenwind

Eigentlich fing der vierte Tag des Rennens ganz gut an. Bei der Abfahrt in Cortez hat es zwar noch leicht genieselt, aber das war bei der nächsten Time-Station in Durango schon längst vergessen. Dort konnte ich auch meine bisher einzige Zeitstrafe von 15 Minuten absitzen - kurz nach dem Start am Mittwoch in Kalifornien war eines meiner Begleitfahrzeuge in eine Straße abgebogen, wo es nicht hätte fahren dürfen. Das Race Across America hat strenge Regeln, für das Pace-Car, das Media-Car und das Wohnmobil ist es theoretisch eine Führerscheinprüfung über knapp 5000 Kilometer. Na ja. Die 15 Minuten waren als Pause aber ganz praktisch, denn gleich danach ging es in Richtung Pagosa Springs und Richtung Wolf Creek Pass - mit 3300 Metern über dem Meeresspiegel der höchste Punkt des Rennens. Die Steigung habe ich ganz gut bewältigen können, auch die Abfahrt, die sehr gefährlich ist. Doch danach hatte ich richtig Pech: Ich bin zwar noch in den Ausläufern der Rocky Mountains unterwegs, steuere aber schon die Great Plains an, die weiten Ebenen in der Mitte des Landes. Dass die extrem windig sein können, wusste ich - bei meinem letzten RAAM vor zwei Jahren konnte ich dank Rückenwind richtig Kraft sparen. In diesem Jahr war es genau andersrum: Der Gegenwind war eine Tortur. In Alamosa, wenige Kilometer vor Time Station 18, habe ich mich dann entschlossen, die Etappe zu unterbrechen - und auf maximale Regeneration zu setzen: Duschen, Massage, Essen, Ausspannen, einen Blog-Eintrag diktieren und dann: Schlafen, schlafen, schlafen. Morgen früh geht es weiter, um vier Uhr morgens. Der aufgehenden Sonne entgegen.

Fotos: Wolf Creek Pass






















Durango, früher Morgen































Freitag, 11. Juni 2010

Monumental

Das Rennen ist jetzt zweieinhalb Tage alt, knapp 1300 von insgesamt 4830 Kilometern sind geschafft. Am Mittwoch und am Donnerstag habe ich einen persönlichen Rekord aufgestellt: Auf dem Weg von Oceanside am Pazifik nach Flagstaff in Arizona saß ich 836 Kilometer lang auf dem Rad, 35 Stunden lang, nur unterbrochen von zwei einstündigen Pausen - die längste Nonstop-Etappe meines Lebens. Das war wirklich hart. Den Freitag habe ich dafür etwas ruhiger angehen lassen. Auf dem Routenplan stand unter anderem die Fahrt durch das Monument Valley. Ein fantastischer Anblick - schade, dass ich nicht ganz so viel Rückenwind hatte wie bei meiner ersten RAAM-Teilnahme im Jahr 2008. Kurz danach hat mich ein Regenschauer überrascht, ich musste mich zehn Minuten in mein parkendes Pace-Car setzen, um nicht völlig durchnässt zu werden. Ansonsten liege ich voll im Zeitplan. Gegen 22 Uhr habe ich Cortez in Colorado erreicht, die 14. von insgesamt 54 Time Statios - dort werden die Zwischenzeiten gemessen. Zur Zeit liege ich auf dem neunten Platz, aber das sagt überhaupt nichts aus. Beim RAAM starten Fahrer mit völlig unterschiedlichen Strategien: Manche setzen wie ich auf viel Regeneration. Andere quälen sich, bis sie vom Rad fallen. Morgen geht es sehr früh wieder los. Eines meiner Zwischenziele ist der Wolf Creek Pass in den Rocky Mountains - der ist mit einer Höhe von 10875 feet, also 3315 Metern, der höchste Punkt des diesjährigen Race Across America.

Fotos: Der dritte Tag













































Donnerstag, 10. Juni 2010

Fotos: Über 24 Stunden auf dem Rad






















Lange, gerade Straßen

Die ersten 24 Stunden sind fast geschafft: Nach 630 Kilometern habe ich in Congress, Arizona meine zweite kurze Pause eingelegt - mit Massage und  Relaxen. Ich bin zwar müde, fühle mich aber gut. Wir liegen voll im Zeitplan und sind sogar zwanzig Minuten schneller als geplant, trotz starken Gegenwindes. Die letzten Kilometer vor meiner ersten Schlafpause in Flagstaff schaffe ich jetzt auch noch. Seit 2008 hat sich hier nichts verändert, die Straßen sind immer noch lang und gerade - und es ist  richtig heiß hier in der Wüste. Aber das macht mir sowieso nichts aus: Ich fahre nämlich viel lieber bei Hitze als im Regen. Außerdem bekomme ich von meinem Team die volle Unterstützung. Alle arbeiten gut zusammen und das RAAM 2010 macht bis jetzt richtig Spaß.

Arizona, 10.6.2010

Mittwoch, 9. Juni 2010

Start in Oceanside...

High Noon










In ein paar Stunden geht es los: Das Rennen beginnt um 12 Uhr Mittags am Strand von Oceanside. High Noon. Mein Ziel: Die Ostküste. Die erste Nacht werden wir durchfahren. Ohne Schlafpause. Für mich bedeutet das: Ich werde über 30 Stunden im Sattel sitzen. Für die Crew wird es auch anstrengend - die kann sich genauso wenig aufs Ohr hauen wie ich. Ins Internet gehen kann sie wahrscheinlich auch nicht, in Wildnis und Wüste gibt es schließlich kein Funknetzwerk. Wir werden auf jeden Fall versuchen, so schnell wie möglich wieder in die Zivilisation zu kommen.

Dienstag, 8. Juni 2010

Fotos: 8.6.2010, Oceanside